Endlich! Wir leben ewig!

Gefällt mir überhaupt nicht Ich hatte einen Freund. Wie man heute so Freunde hat. Wir haben gegenseitig unsere Posts auf Facebook geliked, uns die Hand geschüttelt, wenn wir uns mal irgendwo trafen, im Kino oder in der Kneipe, luden uns gegenseitig zu unseren jeweiligen Veranstaltungen ein und kannten uns eigentlich nicht. Dieser Freund ist jetzt gestorben. Ich habe es vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen. Mausetot. Schluss. Aus. Fertig. Ich war ein bisschen betrübt.  Ungeachtet dessen, teilt mir Facebook weiterhin jeden Tag mit, was Matthias (Name geändert) so alles mag. Harley Davidson, Marlene Dietrich, Rot-Weiss Essen. Das macht mir ein recht unbehagliches Gefühl. Matthias ist tot, aber er lebt.  Aber, vielleicht ist meine Sicht der Dinge auch einfach zu wenig ganzheitlich. Vielleicht ist das mit dem Sterben ja ganz anders als wir denken. Ja, es muss sogar so sein: Wir können auch von drüben posten, uns zum Geburtstag gratulieren und während des eifrigen Jubilierens auch mal Facebook checken. Das ist doch sehr beruhigend.  Wenn ich also irgendwann als 90-Jähriger von meinen Urenkeln darauf hingewiesen werden, dass ich der letzte Dinosaurier bin, der noch ein Smartphone benutzt, werde ich in mich hinein lachen und sagen: „Liebe Kinder, ich habe hier einen ganz heißen Draht ins Jenseits. Fast alle meine Freunde sind gestorben, aber, man teilt mir immer noch jeden Tag mit, was ihnen gefällt! So schlimm kann es mit dem Sterben also nicht sein.